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Interview: Mediatorin Christina Wenz hilft zerstrittenen Familien bei der Suche nach Lösungen.

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Am vergangenen Freitag wurde der internationale Tag der Familie begangen. Familien sollen  idealerweise Rückhalt geben. Doch  in vielen Familien herrscht Streit, etwa in der Partnerschaft oder beim Erbe. Die Kaiserslauterer Familienmediatorin Christina Wenz berichtet im Interview mit Redakteur Thorsten Lauer über die Sorgen, die viele Familien bewegen und über die Möglichkeiten der Familienmediation.

Frau Wenz, Stress ist heutzutage ein Alltagsphänomen. Auch in vielen Familien ist offenbar der Druck hoch.  Spüren Sie das in ihrer Arbeit?

Wenz: Ich merke, dass familiäre Konflikte Menschen extrem  belasten. Das kann sich in Schlaflosigkeit äußern oder Magenproblemen. Derjenige, für den der Leidensdruck am höchsten ist, ist z.B. auch derjenige in der Familie, der sich dann bei mir meldet.

Mit welchen Problemen kommen Menschen zu Ihnen?

Das können ganz unterschiedliche Dinge sein. Das Thema Trennung oder Scheidung führt oft zu eskalierten Situationen. Auch in Patchworkfamilien ergeben sich oft schwierige Situationen. Daneben können Erbangelegenheiten sehr strittig sein. Mittlerweile gibt es zudem immer wieder Fälle von Geschwisterstreitigkeiten, weil die Pflege der Eltern geregelt werden muss.

Wie  gehen Sie anschließend angesichts solcher Probleme vor?

Die schwierigste Hürde im Vorfeld ist es, alle Konfliktparteien an einen Tisch zu bekommen. Alle müssen es wollen, sonst kann es keine Mediation geben. Dann werden schriftlich Regeln über die Zusammenarbeit und Vertraulichkeit festgehalten. Am Ende einer ersten Sitzung wird in der Regel besprochen, welche Themen behandelt werden sollen.

Welche Themen werden da genannt?

Im Fall einer Trennung können dies beispielsweise die Themen Finanzen, Wohnsituation und Betreuung der Kinder sein. Es ist aber ganz individuell. Die Fälle sind jedesmal anders. Der Mediator gibt hier nichts vor, sondern die Medianten bestimmen einvernehmlich, um welche Themen es gehen soll.

Wie sieht der nächste Schritt aus?

Zunächst werden alle Fakten auf einem Flipchart festgehalten, um zu sehen, wie die Situation wirklich ist. Das führt oft zu Aha-Erlebnissen. Erst dann geht es um die Bedürfnisse und Interessen der einzelnen Konfliktparteien.  Die Lösungssuche ist ein kreativer Prozess. Thema für Thema wird durchgesprochen und die optimale Lösung für alle Beteiligten gesucht. Am Ende steht eine schriftliche Vereinbarung, die alle unterschreiben. Das ist ein ganz toller Moment für alle Beteiligten – auch für den Mediator.

Wie oft scheitert eine Mediation?

Natürlich kann eine Mediation auch scheitern. Aus meiner Erfahrung ist dies bei Familienkonflikten aber selten, wenn es zuvor gelungen ist, alle Parteien an einen Tisch zu bekommen. Aber das ist nicht selbstverständlich. Ich erlebe auch verzweifelte Menschen, die sich bei mir melden, und deren Gegenüber weiß oft gar nichts davon und verweigert sich einer Mediation. Das ist oft dann der Fall, wenn der Konflikt schon zu weit eskaliert ist. Dann kann es nur ein Konflikt-Coaching geben, das an die Mediation angelehnt ist. Daher ist es wichtig, dass sich Betroffenen frühzeitig mit dem Thema Mediation beschäftigen und rechtzeitig Hilfe suchen.

Wie schwer fällt es Medianten, sich bei persönlichen Angelegenheiten zu öffnen?

Es gibt meistens eine sehr bewunderswerte Bereitschaft, sich zu öffnen. Da wird dem Mediator großes Vertrauen entgegengebracht. Nicht immer ist es leicht. Manchmal blockt jemand in der ersten Sitzung oder ist sehr zögerlich, weil er nicht weiß, was ihn erwartet. Die meisten tauen dann in der zweiten Sitzung auf und öffnen sich.

Gibt es eine Schweigepflicht für den Mediator?

Ja. Diese ist im Mediationsgesetz, das es seit 2012 gibt, festgeschrieben. Das ist die Grundlage für jede Mediation und natürlich immens wichtig.

Sie sind ausgebildete Juristin. Was unterscheidet den Mediator von einem Rechtsanwalt?

Der Anwalt setzt die Interessen seiner Partei durch, der Mediator ist dagegen für alle Seiten da. Er ist allparteilich. Wenn jemand fürchtet bei der Mediation benachteiligt zu werden, soll er dies sofort sagen. Der Mediator muss dann darauf reagieren. Im Gegensatz zum Schlichter oder einem Richter gibt der Mediator auch keine Lösung vor. Die Medianten müssen eine eigene Lösung finden. Ich helfe ihnen dabei natürlich.

Stichwort: Familienmediation

Bei Trennungs-  und Scheidungskonflikten oder anderen familären Streitigkeiten kann die sogenannte Familienmediation eine geeignete Form zur Lösung des Konflikts sein. Ein neutraler Mediator bringt die zerstrittenen Angehörigen an einen Tisch. Dort haben sie die Möglichkeit die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse gleichberechtigt einzubringen und selbst einen fairen Ausgleich zu erarbeiten. Laut Arbeitsgemeinschaft Familienmediation Darmstadt/Bergstraße  ist ein Mediator ein Wegbegleiter, kein Richter, Gutachter oder Anwalt. Der Internationale Tag der Familie wird jedes Jahr am 15. Mai begangen. Er wurde 1993 als offizieller Gedenktag der Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um an die Bedeutung der Familie als grundlegende Einheit der Gesellschaft zu erinnern und die öffentliche Unterstützung für Familien zu verstärken. (tol)